Kapitel 27
Wie konnte es sein, dass ich im Ewigen Leben schwelgte und mein Körper trotzdem zu leiden schien? Eine Frage, die immer wieder nachhallte. Ein Wunder? Hing es von irdischen oder himmlischen Gesetzmäßigkeiten ab? Lüften wir das Geheimnis, wie die Regeln der Welt durchbrochen werden und wieso ich auf der Insel davon befreit war …
Wir betrachten die Welt als Pendant zum Himmel, wobei sich die Verkörperung der Materie zugehörig fühlt. Obwohl wir die Wahrheit in uns fühlen und im tiefsten Inneren wissen, dass wir ebenso ein himmlisches Geschöpf sind, funktioniert der kosmische Plan scheinbar nicht in allen Regeln des Erdenlebens. In gewisser Hinsicht wirkt der Körper eher als etwas weltlich „Form Gegebenes“ und scheint weitestgehend den physikalischen Gesetzen unterworfen zu sein, statt sich dem Himmel untergeordnet zu fühlen. Diese Diskrepanz zwischen schwarz und weiß in Übereinstimmung zu bringen, kommt einer enormen Herausforderung gleich. Denn in den Grundlagen stimmt einfach etwas nicht, sodass alle weiterführenden Annahmen oder Heilversuche ins Leere führen. Wo finden wir die Lösung, um dieses kosmische Spiel endgültig in die himmlische Eintracht zu überführen? Wie gelingt es uns, dauerhaft im Ewigen Leben zu baden?
Dem Fehlverständnis geht Identifikation voraus …
Schauen wir uns dazu meine Geschichte an: Als ich auf die Insel kam, fühlte ich mich bereit, den weltlichen Körper der Erde zurückzugeben, um ganz in den Himmel einzugehen. Die Antwort des Himmels darauf zeigte sich geradezu umwerfend: Mein ganzes Sein, selbst der Körper lag vollständig in ihm und wurde durch das Ewige Leben erhalten. In der Beobachtung kam jedoch meine Interpretation hinzu, dass die Körperschaft dennoch dem weltlichen Spiel angehöre und sie einfach in das Himmlische überführt wurde. Eine duale Vorstellung, die Lücken enthielt. Dazu beigetragen haben zudem meine ursprünglichen Einstellungen, dieses Erdenleben anzunehmen. Zu Beginn zeigte ich mich nicht sehr beglückt, mich plötzlich in ein „Materie-Korsett“ eingeschlossen zu fühlen. Sollte mein Körper eine Art Gefängnis in einer anderen Welt für mich darstellen? In meiner Betrachtung damals vermutlich schon. Wieder eine duale Vorstellung, die den vollständigen Ausgang meiner Geschichte beeinflusste. Diese Einschränkungen meiner geistigen Freiheit beruhten auf „Annahmen“, die aus Beobachtung und Identifikation geboren sowie in Ablehnung und Widerstand aufgestellt wurden. Hatte ich damit schon unbewusst die Regeln für mein Spiel des Lebens festgelegt? Ist die Welt von schwarz und weiß so überhaupt erst entstanden?
Was fallen gelassen werden darf, ist die Interpretation,
eine Figur auf dem schwarz-weißen Schachbrett zu sein.
Schauen wir uns das mit der Weisheit unserer Wesensnatur nochmal genauer an:
Die Erde ist kein Gegenstück zum Himmel. So etwas wie Erde gibt es nicht.
Das, was wir als solches bezeichnen, ist bereits der ganze Himmel.
Auch die Verkörperung fühlt sich nicht der Materie zugehörig.
Frag sie selbst – sie wird Dir genau diese Antwort geben.
Im Prinzip gelten allein die universellen Grundlagen
für sie, sogar nahtlos bis in das kleinste Detail.
Wie alle erstaunlichen Wunderdokumentationen stellt uns auch meine Geschichte vor ein Rätsel: Wie ließe sich erklären, dass mein Körper all das überlebte? Zufall, Wunder oder einfach nur weltliche Abläufe? In Mexiko wurde damals alles unternommen, um mich wieder in die Welt zu holen. Das Krankenhauspersonal konnten dennoch nichts für mich tun. Nach ihrem Ermessen war es das Klügste, mich zurück in die Schweiz zu überführen. Auf dem schnellsten Weg flog unsere kleine Familie erneut um die halbe Welt. Doch auch dort hatten die Mediziner noch nie einen solchen Fall gesehen. Es kam in ihren Augen bereits einem Wunder gleich, dass ich überhaupt noch atmete. Trotz bester Versorgung auf der Intensivstation konnten sie ebenso nichts ausrichten. Sie entließen meinen kleinen Körper mit der Empfehlung, seine letzten Stunden in der Obhut des engsten Familienkreises zu verbringen.
Meine Großeltern wohnten gleich im Dorf nebenan und zeigten sich von der Dramatik völlig erschüttert. Da noch umso mehr, weil Mutter uns einfach vor deren Haustür stehen ließ und sich unwiederbringlich davonstahl. Schockierende Rückkehr! Großvater zeigte sich über unseren Anblick völlig entrüstet, gar nicht bereit, diese Verantwortung auf sich zu nehmen. Die Liebe seiner Frau quoll stattdessen in einem herzlichen Empfang über und lud uns herzlich in ihr Zuhause ein.
Ja, Großmutter, was für eine warmherzige Frau! Als sie mich wie ein welkes Blatt in ihren Armen hielt, wollte sie die erschütternde Prognose unter keinen Umständen akzeptieren. Die Papiere des Krankenhauses lagen vor, doch sie unternahm einen weiteren Versuch und zog einen erfahrenen Arzt hinzu. Die Diagnose blieb jedoch unverändert. Es war nicht mehr möglich, mich über den normalen Weg zu ernähren. Jegliche Nahrung oder Flüssigkeit wäre irgendwo im Bauchraum gelandet und hätte den Körper in noch kürzerer Frist vergiftet. Eine Alternative bot sich in der Ernährung über die Schleimhäute an, obwohl dies kaum einen Sinn ergab außer meinem Umfeld etwas Trost und Hoffnung zu spenden. Trotz alledem warf meine Großmutter alle weltlichen Regeln in vehementem Entschluss über Bord. Sterben kam einfach nicht infrage, im Gegenteil, ihre Zuversicht war ihre einzige Option! An diesen dünnen Faden knüpfte sie mein Leben mit zahlreichen Gebetsperlen an. Unermüdlich trug sie rund um die Uhr im Abstand von zehn Minuten ein paar Tropfen Speziallösung auf meine Mundschleimhaut auf. Monatelang verzichtete sie dabei auf ihren Schlaf und blieb unerschütterlich im Vertrauen, dass ihre zuversichtlichen Kraftgebete mich weiterleben ließen. Mit jeder Woche konnte sie die „heilige“ Tropfenzahl erhöhen und um jeweils fünf Minuten ausdehnen. Mit ihrer unerschütterlichen Hingabe hatte sie es schließlich geschafft: Nach einem vollen Jahr konnte mein Körper erstmals wieder behutsam an feste Nahrung herangeführt werden.
Welch erstaunliches Wunder! Obwohl der Körper längst zerstört schien, stand er dennoch lebendig im Raum. Lag es am Entschluss meiner Großmutter, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, oder an der Macht ihrer wundergesalbten Gebete? Vielleicht auch ein Überbleibsel des Ewigen Lebens? Der Verklärung entmantelt, gab mir diese Übersiedelung, vom Himmel zurück in die Welt, dennoch zu denken. Irgendwie kam meine eigene Wundergeschichte mit einem fahlen Beigeschmack daher: Wie konnte es sein, dass ich mitten im Himmel, im Ewigen Leben, schwelgte und der Körper dennoch dem Ableben verfiel? Wieso konnte meine Wundergeschichte nicht einfach perfekt sein? Eine Frage, die ich lange erforschte und die bis heute hypothetisch im Raum zu schweben scheint. Angesichts des himmlischen Plans musste ich wohl eine Gegenrechnung aufgestellt haben. Eine angenommene Idee, die ich vor dem Eintritt in die Welt mitgenommen hatte und damit der Verkörperung funktionierende Eigenschaften zuwies. Über dieses Geheimnis im himmlischen Geschehen nachsinnend, zeigte sich eine erstaunliche Aufklärung, die weltliche Regeln tatsächlich revidieren konnte …
Das Interaktionsgeschehen dazu lässt sich simpel darstellen und in diesem Beispiel auch auf das weltliche Erleben übertragen: Stell Dir vor, Du bekommst ein himmlisches Brettspiel ohne Anleitung geschenkt. Auf diesem kannst Du alles Mögliche spielen und die Spielregeln selbst bestimmen. Die himmlische Ordnung versinnbildlichen wir mit den farbigen Mustern auf der Brettoberfläche. Sie sind unverrückbar gegeben und dennoch tun sie nichts. Sie greifen nicht in Dein kommendes Spiel ein. Sie bilden einfach die Basis, damit sich all Dein Erleben darauf abspielen kann. Du gleichst mit Dir ab, welche Spielmöglichkeiten sich anbieten. Daraufhin wählst Du die Strategie, mit der Du Dich im Moment am meisten identifizieren kannst. Dieser Standpunkt bestimmt, wie das Spiel für Dich verlaufen wird. Ab dann gilt dies als Maßtab und liefert auch die Verhaltensregeln dazu. Anschließend beginnst Du zu spielen, wobei Du Dich immer innerhalb dieses Bezugsrahmens bewegst. Das sind die vorherrschenden Gesetzmäßigkeiten, die über den universell gültigen Hintergrund verlaufen. Du selbst spielst als Figur nach diesen festgelegten Regeln und identifizierst Dich in jedem Spielzug gleich mit dem nächsten Akt. Auf der Bühne eines himmlischen Brettspiels entsteht eine eigene Erfahrungswelt in Raum und Zeit.
Bleiben wir im himmlischen Brett-Beispiel, um Nachfolgendes zu verstehen: Als Du einst als kleiner Stern am Himmelszelt auf diesen kleinen Planeten geblickt hast, was hast Du da gesehen? Das andere vor Dir bereits dieses Weltenspiel aufgeführt haben. Toll, da will ich auch als meine Figur mitmachen! Du wählst Deine Mitspielenden als Deine Familie aus. Zugleich beobachtest Du, wie sie sich darin verhalten. Daraufhin gesellst Du Dich dazu und übernimmst einfach deren Spielanleitung. In Deiner Rolle identifizierst Du Dich persönlich mit diesem Spiel, weil es von da an die Welt Deiner Erfahrungen darstellt.
Jetzt weißt Du auch, wieso sich Dein Ich und Deine Verkörperung eher der Materie und dieser Welt zugehörig fühlt. Es führt ein Bühnenstück im Spiel des Kosmos nach eigenen Regeln vor.
Doch was Du wirklich bist, ist die Grundlage allen Geschaffenen.
Ja, Du bist der Schöpfer und somit Ursache dieses Spiels,
weil Du Dich einst dazu entschieden hast,
Deine Rolle hier so einzunehmen.
Es wird Dir nichts nützen, wenn Du Dich darin bekräftigst, ab jetzt in Deiner Verkörperung dem Himmel anzugehören. Das tust Du schon längst, weil Du Dich bereits auf diesem Spielbrett des universellen Feldes bewegst. Auch wenn Du Dich jetzt auf das Himmelsbrett konzentrierst, statt auf das eigentliche Spiel, wird es dennoch still schweigen, während Du Deine Spielzüge darauf ziehst. Es gibt Dir auch nicht seine Gesetze für ein gerechtes Spielverhalten, weil es Dir immer die uneingeschränkte Vielzahl aller Möglichkeiten anbietet, die Potenziale Deiner Wahl darauf wiederzugeben. Und zudem: Wie wir ja schon geklärt haben, geht es nicht darum, irgendwelche Seiten zu wechseln oder die eine in die andere zu überführen. Das kann nicht funktionieren, da sie bereits eins sind. Ob Du auf der weißen oder schwarzen Seite Deines Schachspiels stehst, es ist immer noch dieses gleiche Spiel.
Ebenso musst Du auch Deine Physiognomie nicht davon überzeugen, himmlisch zu sein oder darauf wie ein perfekter Engel zu spielen. Das, was Du ausdrückst, ist nur die Figur in einem Spiel. Deine Wesensnatur weiß, dass es bereits dieses Heilige ist. Einzige Diskrepanz: Du verkörperst lediglich die Rolle, wie Du Dich über Annahme und Identifikation in diesem Spiel siehst.
Was ist der einfachste und schnellste Weg, um auf die neutrale Seite zu gelangen?
Das Spiel einfach anzuhalten und hinter seine Regel-Fassade zu blicken.
Was ihm den Drang für Bewegungen verschafft, ist die Identifikation,
darin ein Hauptdarsteller in einem weltlichen Spiel zu sein.
Du kannst einfach anhalten und Zeuge dieses Schauspiels sein. Nicht als eine Figur darin, sondern indem Du Dich da herausnimmst. Dir Deiner selbst bewusst, kannst Du einfach als Beobachter zurücktreten und nach Deinem Ermessen Züge außerhalb der Regeln wählen.
Viele Wunderbeschenkte zeigen oftmals eine Übereinstimmung: Sie besitzen oft keine Vorstellung des Machbaren, sondern lassen die Natur wiedergeben, was ihrer gerecht wird. Andere wiederum dehnen ihre Begrenzungsrahmen derart aus, dass Heilung selbst in aussichtslosen Lagen wie ein Wunderreigen in ihr Leben treten kann. Ihr Geheimnis? Sie spielen das Spiel der Vollständigkeit mit ihren eigenen Regeln des Machbaren, indem sie aus genormten Richtlinien ausbrechen und eigene Schlüsse über ihr Dasein ziehen. Bewusst oder unbewusst: Sie wissen, dass sie nicht den Regeln des Weltenspiels unterworfen sind, sondern diese aufgrund der Muster des Himmelsbretts neu für sich aufstellen können. Was sind diese Muster in diesem Vergleich: Geordnete Potenziale, die erlauben, darauf schöpferisch zu spielen.
Was bedeutet das denn nun für Dich?
Strukturierte Annahmen einfach fallenlassen.
Irdische Gesetze existieren, weil Du sie über Identifikation als Deine eigene Spielwelt für Dich hinzugenommen hast. Beobachte, wie oft Du Dich am Tag mit irgendetwas als eine gegebene Regel identifizierst.
Was geschieht, wenn Du dieses Spiel jetzt durchschaust? Deine eigenen Rahmenbedingungen und solche, die Du für andere spielst, entlarvst? Schon eine kleine Abweichung Deiner selbst gezogenen Spielzüge werden die Dynamik der anderen Mitspieler beeinflussen und das ganze Geschehen bekommt einen anderen Verlauf. Es werden Dinge in Dein Leben treten, die Veränderungen insofern zulassen, wie Du bereit bist, hierfür den Vorstellungsrahmen zu erweitern, indem das Du bestehende Regeln immer mehr fallen lässt.
Wie wäre es mit Freiheit?
Grenzenlosigkeit, weil Du alle Regeln in einem Zug fallen lässt und andere Maßstäbe der Vollständigkeit anlegst. Krankheit, Trübsal oder Schicksalhaftes stehen nicht mehr über Dir, sondern Du bestimmst, wie sich diese verhalten sollen. Das ist machbar, wenn Du verstehst, dass Du es bist, der hier die Richtlinien Deines Spielerlebens in der Hand hält. Durch Deine Grenzenlosigkeit wirst Du selbst für andere zu einem Wunder!
Bewusstes Sein im gegenwärtigen Moment ist der Schlüssel dazu. Das Spiel hört auf, wenn Du selbst einen Moment vor dem nächsten Zug stehen bleibst. Du selbst bist dieses Brettspiel, die Grundlage, auf der sich alles Leben abspielt. Du hast jederzeit die Wahl, dem Verlauf zu folgen oder ihm eine wunderschöne und beglückende Ausrichtung zu geben.
Himmlisch purpurnes Licht-Wesen entfalten:
«Dich in Deinem Menschen wiederfinden»
