Die Liebe zu allem, was mich umgab, war meine ständige Begleiterin. Wunderbar bereichernd empfand ich auch, diese „Eine große Liebe” in der Vielfalt allen Seins wahrzunehmen. Umso weniger konnte ich menschliche Verhaltensweisen nachvollziehen, die dieser allgegenwärtigen himmlischen Zuwendung nicht entsprachen. Die äußere Welt stellte häufig einen augenscheinlichen Gegensatz zu meinen inneren Empfindungen dar. Das wurde mir in vielen vermeintlich harmlosen Dingen schmerzlich bewusst. Die Menschen hatten scheinbar Freude oder zumindest eine Art abgestumpfter Gleichgültigkeit gegenüber Spott, Benachteiligungen oder sogar Gewalt gegen andere Menschen. Abbilder dieser Schattenseite der Welt wurde dann auch noch fühl- und sichtbar in unser Haus getragen, als sich überraschend ein Fernseher zu unserer Wohnungseinrichtung gesellte. Von da an durften wir jeden Samstag eine Stunde lang amerikanische Comic-Filme im Stil von „Tom und Jerry“ schauen. Schwesterherz klebte förmlich am Bildschirm und blendete alles andere aus, um sich vom Gesehenen fortreißen zu lassen. Selbst wenn man sie beim Namen rief oder anstupste, reagierte sie nicht mehr. Mich dagegen interessierte die Flimmerkiste kaum. Mit jeder Minute überreizte die Informationsflut meine Sinne und verursachte ein erhebliches Unruhegefühl. Auch die Veränderung in meinem Energiefeld behagte mir nicht, da es sich allmählich verdichtete und mir davon übel wurde. Kaum zu glauben, dass das kindgerechtes Fernsehen sein sollte! Die Trickfilme fand ich äußerst brutal. In den Szenen ging es immer nur darum, andere zu verletzen und das dann auch noch lustig zu finden. Für mich war das überhaupt nicht komisch, sondern eine ernste Angelegenheit. Warum Kindern solche Beispiele für den Umgangs miteinander vorgesetzt bekommen, fand ich ziemlich unbegreiflich und auch geschmacklos. Von den sich endlos wiederholenden Auseinandersetzungen gelangweilt, kehrte ich dem TV-Kasten freiwillig den Rücken, um mich wieder voll und ganz meiner inneren Welt zu widmen.
Schon komisch: Auf ironische Weise schien es den Menschen Vergnügen zu bereiten, wenn andere durch sie verletzt wurden. Selbst Filme, auch die für die Kleinsten, waren voll davon!
Ironie des Schicksals? Meine Kindheit war geprägt von Schmerz und Leid. Unglücklicherweise wurde ich dabei zum Spielball der Boshaftigkeit anderer, ohne dass ich mich dagegen wehren konnte. Immer wieder fragte ich mich, wieso ein solch engelsgleiches Wesen trotz seiner Unschuld so viel Niedertracht erdulden musste. Erst spät ging es mir auf: Schmerz und Leid drängten darauf, durch mich geheilt zu werden. Jedoch nahm ich die Gelegenheiten nicht wahr, mein Licht hineinzubringen. Für mich waren diese Gegebenheiten äußere Umstände, die mit meiner inneren Welt nichts gemein hatten. Statt mich ihrer anzunehmen, flüchtete ich nach innen, in der Hoffnung, die Unannehmlichkeiten würden irgendwann von alleine verschwinden. Doch je mehr ich mich von ihnen abwandte, desto stärker traten sie hervor. Nie im Leben wäre ich auf die Idee gekommen, ich könne die widrigen Lebensumstände anderer mit meinem inneren Licht und meinen wundervollen Gaben heilen. Somit verpasste ich Unmengen an Gelegenheiten, anderen zu helfen und dadurch auch mein Wesen vom Leid zu befreien.